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Landesweite Kampagne für 2020 geplantSoVD will Armut den Kampf ansagen

Der SoVD in Niedersachsen will die Bekämpfung von Armut im Jahr 2020 zum Thema einer landesweiten Kampagne machen. Wichtige Impulse dafür hat Niedersachsens größter Sozialverband jetzt im Rahmen einer öffentlichen Zukunftswerkstatt in Hannover gesammelt. Die rund 60 Teilnehmenden entwickelten Visionen von einer Gesellschaft ohne Armut und beschrieben, was sich dafür aus ihrer Sicht ändern müsse – etwa in den Bereichen Bildung, Pflege, Wohnen und Daseinsvorsorge.

„Die Bekämpfung von Armut ist eigentlich eine der elementarsten Aufgaben der Politik, doch leider passiert hier immer noch viel zu wenig“, kritisierte der SoVD-Landesvorsitzende Bernhard Sackarendt in seiner Begrüßung zu der zweitägigen Veranstaltung in Hannover. Mit der geplanten Kampagne wolle der SoVD der Öffentlichkeit zeigen, dass das Thema Armutsbekämpfung nicht länger warten könne, und gleichzeitig den nötigen Druck auf die Politik aufbauen.

Die Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt – darunter neben zahlreichen SoVD-Aktiven auch Betroffene sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche und Schuldnerberatung – erarbeiteten mögliche inhaltliche Aspekte für diese Kampagne.

Dabei warfen sie zunächst einen Blick in die Vergangenheit und beleuchteten insbesondere die Jahre unmittelbar nach den beiden Weltkriegen. Damals zeigte sich Armut oft in Form von Hunger, Mangelerscheinungen wie schlechten Zähnen, schlechter Kleidung und Obdachlosigkeit. Betroffen waren vor allem Mütter, deren Männer im Krieg gefallen waren. Einige ältere Teilnehmende konnten noch über persönliche Erfahrungen aus dieser Zeit berichten. Beim Schwenk in die Gegenwart wurde anschließend deutlich, dass sich heute viele Probleme von damals wiederholen – zum Beispiel die wachsende Wohnungsnot.

Aktuelle Zahlen zur Armutsgefährdung in Niedersachsen stellte der als Referent geladene Arne Lehmann vom Landesamt für Statistik vor. Danach sind landesweit zurzeit 1,17 Millionen Menschen von Armut bedroht – allen voran Erwerbslose. Dass fast 58.000 Beschäftigte in Niedersachsen auf ergänzende Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind, zeigt aber auch, dass eine Erwerbstätigkeit in vielen Fällen nicht vor Armut schützt.

In verschiedenen Arbeitsgruppen erörterten die Teilnehmenden schließlich, wie eine künftige Gesellschaft ohne Armut aussehen kann – und wie dieses Ziel erreicht werden könnte. Der Umbau des Bildungssystems zu einer „Schule der Fähigkeiten“, die alle mitnimmt und niemanden in die Arbeitslosigkeit entlässt, eine würdevolle individuelle Pflege ohne Armutsrisiko für die Betroffenen, Wohnraumtauschprojekte und mögliche Enteignungen zur Eindämmung der Wohnungsnot oder auch ein bedingungsloses Grundeinkommen: Die Bandbreite der Vorschläge war groß.

„Die Kunst ist jetzt, vom Visualisieren ins Handeln zu kommen“, sagte Dr. Ulrike Günther von der Beratungsgesellschaft Netzwerk X, die als Moderatorin durch die Veranstaltung führte. „Einfach losgehen – auch auf die Gefahr hin, dass es nicht perfekt wird“, so ihr Rat für die nächsten Schritte.

In seinem Schlusswort bedankte sich SoVD-Chef Sackarendt für die wertvollen Anregungen und Impulse der Teilnehmenden: „Mit diesem wichtigen Rüstzeug im Gepäck wird unsere landesweite Kampagne gegen Armut mit Sicherheit ein Erfolg.“